Freiburger Erstaufführung | Aufführungen in lateinischer Originalsprache mit Übertiteln
Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Narciss sich in sich selbst verliebte. Freud definierte den psychologischen Begriff des Narzissmus; er bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung, auf die auch Begriffe angewendet werden wie Selbstverliebtheit – Selbstbezogenheit – Selbstbewunderung – Egoismus. Ach, wenn es nur das gewesen wäre! Narcissus war so wenig ein Narzisst, wie Marx ein Marxist. Sein Schicksal war viel härter: Er verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild! Er sah es im Wasser, und sobald er es berührte, verschwand es wieder – das Objekt seines Begehrens war wahrhaft unerreichbar …
Jay Schwartz hat alle musikalischen Momente seiner Kammeroper den Momenten des Textes von Ovid abgelauscht. Der Text wird bis in die feinste Verästelung verfolgt und in Klänge umgesetzt – ein sehr sensibles Verfahren der Textvertonung. Es geht hier nicht um eine Handlung, sondern um eine Wandlung. Die Handlung ist minimal, die Musik minimalistisch. Ovids Text erlebt selbst eine Metamorphose in Musik. Die Empfindungen, die der Dichter im Leser auslöst, entfalten ein Eigenleben als Klänge. Der Text erobert sich einen Raum, in dem er nachhallt. Der Zuschauer soll nicht die allbekannte Geschichte bebildert bekommen, sondern er soll den Gefühlen nachspüren, die sie in ihm auslöst.
Für einen Komponisten ist die Klang gewordene Echo ein wunderbarer Ausgangspunkt. Jay Schwartz erzählt die Geschichte von Narciss und Echo nach Ovids „Metamorphosen“ und konzentriert sich dabei auf wenige Sätze. Es sind die Sätze, in denen Narcissus und Echo, aber auch der Seher und der Dichter in direkter Rede sprechen. Und selbstverständlich arbeitet der Komponist entsprechend dem Motiv des Spiegelbildes mit vielfältigen Spiegelungen, wie sie seit dem Barock ein beliebtes Mittel der Formtechnik sind. Im ersten Akt begegnet uns das akustische, im zweiten Akt das optische Spiegelbild des Narcissus: Zweimal nimmt er eine Spiegelung wahr und deutet sie mit fatalen Folgen falsch. Beim ersten Mal ist es der Nachhall seiner eigenen Wort aus dem Mund der Echo, beim zweiten Mal sein Spiegelbild im Wasser. Spiegelungen und Symmetrien sind daher fundamental in der Komposition von „Narzissus und Echo“.
Eine Produktion der Opera Factory Freiburg in Kooperation mit dem E-WERK Freiburg.
Premiere: Sa 17.10 | 20:00 Uhr | Saal
Weitere Vorstellungen: So 18.10. | 19:00 Uhr || Fr 23.10. | 20:00 Uhr || Sa 24.10. | 20:00 Uhr || So 25.10. | 19:00 Uhr || Saal
HÉLÈNE FAUCHÈRE | Sopran bzw. Narcissus
AIDA-CARMEN SOANEA |Viola bzw. Echo
Holst-Sinfonietta
Lee Ferguson und Seorim Lee, Schlagzeug
Klaus Simon, Orgel
Musikalische Leitung | Klaus Simon
Inszenierung und Ausstattung | Heiko Hentschel
Regie- und Ausstattungsassistenz | Ann-Marie Najderk
Dramaturgie | Cornelius Bauer
Gefördert von Carl Schurz-Haus, LAFT BW, Stadt FR und Sparkasse FR/Nrdl. Brsg.
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